Den Kontrast zum pulsierenden Leben an der Südküste, findet man nur wenige Kilometer entfernt in der Bergkordilliere im Osten. Dort eröffnet sich ein ruhiges Mallorca mit herrlicher Natur und reichem Kulturerbe: von hohen Bergketten eingerahmte Buchten, die wilde Serra de Tramuntana, die duftenden Orangenhaine des Tales von Sóller und die knorrigen 1000-jährigen Olivenbäume, deren bizarre Formen sich bis in schwindelnde Höhen ranken.
Zu den geographischen Höhepunkten einer Mallorcareise zählen die Höhlen der Coves del Drac. Diese faszinierende unterirdische Welt der Drachenhöhlen bei Portocristo im Osten der Insel ist ein bizarrer Irrgarten aus Stalagmiten und
Stalaktiten. Die Führung gipfelt in einer riesigen Halle mit einem spiegelglatten See, der dem Entdecker der Höhlen Alfred Martel gewidmet ist: Mit effektvollen
Lichtspielen gleiten zu klassischer Musik Boote über die schwarze
Wasseroberfläche. Alljährlich pilgern Tausende von Mallorquinern im August in einer nächtlichen Wallfahrt zum Kloster Lluc. Hier befindet sich die verehrte Schwarze Madonna von Lluc, einer der zahlreichen Schwarzen Madonnen, die rund ums Mittelmeer anzutreffen sind. Diesen Madonnen werden stets wundersame Kräfte zugeschrieben, wundersam ist auch ihre Herkunft. Sie scheinen "Mitbringsel“ oder Kopien der
byzantinischen Madonnen sein, die durch die Kreuzzüge Einzug ins Abendland hielten. Die Pilgerherberge im Klosterkomplex ist eine einfache und preisgünstige
Unterkunft für Wanderer, die das westliche Gebirge Mallorcas auf den stets gut markierten Wanderwegen erkunden. Das Monastir de Lluc birgt barocke sowie moderne Schätze. Hier hat der katalanische Architekt Antoni Gaudi seine Spuren
hinterlassen, wie auch der mallorquinische Maler Josep Bardolet.
Die Anfahrt nach Soller durch die sich in Serpentinen windende Gebirgsstraße ist schon spektakulär an sich. Die Künstlermetropole liegt eingebettet in ein Tal, das sich zum westlichen Mittelmeer hin öffnet, umgeben von den Gipfeln der „mallorquinischen Alpen“. In den zahlreichen Straßencafes kann man die pulsierende kleine Stadt am Besten genießen. Die hochaufragende Jugendstilfassade der Kirche Sant Bartomeu im Herzen Sollers entstand unter der Regie des Gaudi-Schülers Joan
Rubio. Vielleicht bleibt ja noch die Zeit mit der einzigen Straßenbahn Mallorcas, dem 100 Jahre alten Orangen-Express zum nur fünf Kilometer entfernten Port de Soller zu schaukeln.
Im flach-hügeligen Inselinneren weiden Schafherden zwischen Mandel- und Olivenbäumen, findet man stattliche Landgüter, kunstvoll angelegte Gärten, zahlreiche Klöster und Kirchen, bunte Wochen- und Künstlermärkte und die romantischen Weinkeller und deren Lauben. Der volle mallorquinische Wein rundet die kräftige Küche Mallorcas ab. Typisch sind Eintöpfe mit Wild, Bohnen und Kartoffeln und das pa amb oli, Brot mit Olivenöl und Tomate.
Nicht wundern sollte man sich über das „merkwürdige Spanisch“, das vor allem in den Dörfern gesprochen wird. Mallorquin ist die Umgangssprache unter der Bevölkerung, die dem Katalanischen sehr ähnlich ist, aber entsprechend dem ersten Eindruck fast nichts mit Spanisch zu tun hat. Die Insulaner sind sehr stolz auf ihre Traditionen und eben auch auf ihre eigene Sprache, gerade in dieser Zeit, in der Mallorca immer weiter „eingedeutscht“ wird.